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Bremsflüssigkeit wechseln

Fredis Touren- und Schraubertipps

23.02.2007

Bremsflüssigkeit wechseln

Geschrieben von Alfred Vorbeck in Technik
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Fragen zur Wartung- Teil 1: Hydraulikflüssigkeit wechseln; Stand der Anleitung 2022

  • Bremsanlage/Hydraulische Kupplung
  • (Typenübergreifend)
  • Umgang mit ABS; Risiko Druckmodulator

Allgemeines

Die meisten Motorräder verfügen heute über eine hydraulische Bremsanlage. Zaghafte Anfänge gab es aber z.B. schon in den 50-Jahren mit der deutschen Triumph 350 Boss, die bereits eine hydraulische hintere Bremsanlage hatte. Aber kommen wir zur Sache: Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch, d.h. sie nimmt im Lauf der Zeit Wasser aus der Außenluft auf. Nicht umsonst verlangen die meisten Hersteller, dass nach zwei Jahren ein Wechsel der Flüssigkeit erfolgt.

Durch die hygroskopische Eigenschaft der Bremsflüssigkeit, also die Wasseraufnahme, wird der Siedepunkt (der Punkt, an dem die Bremsflüssigkeit zu kochen beginnt) dramatisch herabgesetzt und sie kann keinen Druck mehr übertragen. Man stelle sich eine tolle Passfahrt vor, bei der die Hand vor der nächsten Bergabkurve wegen Bremsfadings und gleichzeitigem Druckverlust ins Leere greift!!!

Der letzte Gedanke¦.. Ach, hätte ich doch.....

Dann machen wir es doch lieber jetzt, oder wir lassen es machen.

Grundsatz: ABS Systeme arbeiten stets mit sogenannten Druckmodulatoren, deren Steuerung über Sensoren an den Rädern (erkennbar an den dort angebrachten geschlitzten oder gezahnten Stahlscheiben, die an dem Sensor vorbei laufen und so erkennen, ob das Rad noch dreht). So kann bis zu .... mal je sec. der Druckmodulator regelnd eingreifen und durch Wegnahme von Druck das Blockieren der Räder verhindern. Das geschieht über Ventile oder kleine Kolben. In vielen Fällen kann die Bremsflüssigkeit aus diesem Modulator nicht gewechselt werden, wenn nicht durch ein Prüfgerät das Öffnen der Modulatorventile/kolben erfolgt. Auf längere Sicht hat dies ein Ende des Modulators zur Folge, der durch Korrosion und Schmutzablagrung zerstört wird. Ersatz und/oder Überholung können leicht über 1500 €¬ kosten.

Ich rate deshalb jedem, die Finger davon zu lassen, wenn er nicht ein Stück weit technische Ahnung hat - oder einen guten Freund. BMW hat dieses System seit etwa 2005, Triumph bei allen Modellen mit ABS meines Wissens seit ca. 2011, die Tiger Explorer mit Sicherheit ab Bj. 2012. Richtig ist es auf jeden Fall, vor Arbeiten an der Anlage die nötige Sachkunde einzuholen.

 

So - Auf gehts:

  1. Hydraulikflüssigkeit besorgen- je nach dem mindestens DOT4
  2. Umfeld des Hauptbrems- oder Kupplungszylinders großzügig abdecken, denn jeder Tropfen, der daneben geht, kann den Lack beschädigen- und ist giftig. Manche Kunststoffe lösen sich sogar auf.
  3. Deshalb Wasser bereithalten - sofort damit abwaschen
  4. Kommt etwas in die Augen, sofort mit Wasser spülen - was nutzt die beste Bremse, wenn man seine Hausstrecke nicht mehr sehen kann!!

Flüssigkeitswechsel ohne Gerät an Kupplung oder Bremse:

Die althergebrachte Methode funktioniert in vielen Fällen auch noch heute. Das ist das sogenannte Druckentlüften/Wechseln (Gleichmäßiges Durchziehen des Handhebels oder durchdrücken des Fußpedals bis zum Anschlag). Dazu wird am Entlüftungsnippel des am weitesten entfernt liegenden Nehmerzylinders (bei doppelten Scheibenbremsen also in der Regel vorn links) ein eng sitzender klarer Kunststoffschlauch über den Nippel geschoben, nachdem man zuvor mit einem passenden Ringschlüssel (häufig 8mm) den Nippel kurz gelöst und wieder festgezogen hat. Der Schlüssel bleibt unter dem Schlauch auf dem Nippel - wir brauchen ihn noch.

Der Kunststoffschlauch am Entlüftungsnippel hängt in einem mit etwas Hydraulikflüssigkeit gefüllten Glas oder einem dafür gekauften (preiswerten) Kunststoffbehälter unterhalb des Flüssigkeitsspiegels. So wird bei der folgenden Aktion keine neue Luft angesaugt.

Jetzt öffnet man den Entlüftungsnippel und pumpt die alte Bremsflüssigkeit durch gleichmäßiges Ziehen/Loslassen/Ziehen in das Gefäß. Dabei achtet man darauf, dass der Behälter des Haupt- (brems) zylinders nicht leer wird und füllt nach. Nachfolgend wiederholt man diese Spiel an der zweiten Bremse - bis keine verschmutzte/dunklere Flüssigkeit mehr abfließt.

Der letzte Akt besteht darin, den Entlüftungsnippel zu schließen und einige Male den Brems- oder Kupplungshebel (natürlich nur beim Entlüften der Kupplung) zu betätigen. Lässt sich dann noch kein Druck aufbauen, geht es ein wenig anders weiter.

Man zieht den Hebel bis zum Anschlag und hält ihn dort fest, denn vermutlich befindet sich noch Luft im System. Dann öffnet man den Entlüftungsnippel, aus dem jetzt unter Druck die letzten Blasen entweichen müssten und schließt ihn wieder. Diese Prozedur muss vielleicht einige Male wiederholt werden, um einen stabilen Druckpunkt zu bekommen. (Geht das nicht, dann hattu etwas falsch gemacht -“ oder dein Bremssystem hat so viele Ecken, dass sich Luftblasen verfangen haben und du doch ein Gerät brauchst). Bei der genannten Methode besteht die Gefahr, dass durch das häufige Betätigen die Dichtmanschetten eines älteren Hauptzylinder entgültig schlapp machen.

Flüssigkeitswechsel mit Gerät

Das Druckentlüften/Wechseln mittels eines z.B. ATE- Gerätes ist bei PKW üblich und funktioniert bei Motorrädern mit entsprechenden Adaptern genauso. Die Vorgehensweise ist die gleiche, nur wird mit einem solchen Gerät der Druck extern erzeugt und über einen Adapter in den Hauptzylinder eingeleitet. Man muss dann nur noch die Entlüftungsnippel öffnen und die alte Flüssigkeit ablassen. Diese Methode ist wegen der teuren Gerätschaft allerdings kostspielig, dafür einfacher und effektiver.

Billiger und genauso sicher ist das Entlüften bzw. Wechseln mittels eines Absauggerätes. Die gibt es in verschiedenen Varianten bei Louis oder auch Polo. Das Gerät sollte aber über einen Stahlzylinder und ein Manometer verfügen, damit man den erzeugten Unterdruck messen kann. Damit geht man umgekehrt vor, d.h. man saugt an der vom Hauptzylinder entferntest gelegenen Stelle (z.B. an den Entlüfternippeln der vorderen Bremszangen) die Hydraulikflüssigkeit ab und füllt rechtzeitig am Hauptzylinder nach. Wenn die abgesaugte Flüssigkeit klar und luftblasenfrei durch den Kunststoffschlauch in das Auffanggefäß läuft, ist der Hauptzylinder bis zur Markierung aufzufüllen. Fertig!

Da ich häufiger solche Arbeiten durchführe, verfüge ich über alle Gerätschaften, die man braucht- also auch über Geräte, die Druck über den Hauptzylinder erzeugen- ebenso über Diagnosetools, mit denen man die Druckmodulatoren von ABS-Sytemen ansteuern kann. Doch das lohnt für den Einzelfall sicher nicht....

Es sind auch Geräte am Markt, die den Unterdruck durch Nutzung eines Luftkompressors erzeugen (für die Edelbastler: Prinzip Venturirohr). Letztendlich muss das Ergebnis gleich sein:

Hat man fehlerfrei gearbeitet, ist der Flüssigkeitswechsel mit dem Erreichen eines stabilen Druckpunktes gelungen.

Hier noch ein Tipp, den ich mittlerweile nachvollzogen und als weitere Alternative zur Lösung von Problemfällen anbieten kann: Man besorgt sich eine Spritze (genau- nur nicht die Größe für Menschen, sondern für Tiere) damit kann man Absaugen- oder mit Druck Flüssigkeiten durch den Entlüftungsnippel in Richtung Hauptbremszylinder drücken. Ursprünglich habe ich die Spritze nur gebraucht, wenn ich genaue Farbmischungen zum Lackieren brauchte- doch für das Entlüften taugt sie genauso gut. So wird die Luft via Hauptbremszylinder aus dem System entfernt. Es funktioniert....garantiert.

Nicht zu vergessen: Giftige Flüssigkeit umweltgerecht entsorgen!

Und - wer nicht sicher ist, der soll es lassen¦..

Tags für diesen Artikel: motorrad, Technik, Wartung, Werkstatt
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achten, dass hier keine Bremsfüssigkeit verwendet wird....... Wie genau kannst du ja mal hier nach lesen: http://www.fredis-garage.de/.../18-Bremsfluessigkeit-wechseln.html

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